Artisans Lied

offizieller Teil

Würde man in all' den Jahren
der Helden Taten nicht bewahren,
so wäre das, wofür sie litten,
und für das Gute stetig stritten,
ihr holdes Tun insgesamt,
umsonst geschehen und verdammt.

Wer den Manne, der sein Leben
gewidmet hat dem edlen Streben,
nicht gut schätzet, sondern schlecht,
der handelt wahrlich ungerecht

Teuer und wert ist mir der Mann,
der Gut und Bös' wohl scheiden kann,
der mich, und jeden der da steht,
auf's recht zu wägen wohl versteht.

Es gibt so viele, die da walten,
und 's Gute für das Böse halten,
das Böse für's Gute wiederum,
so drehen sie alles vollends um.

Ach Tugend, wie schmal sind deine Stege,
wie armselig sind deine Wege!
Wohl sei ihm, der sie bereitet,
und der sie ewiglich beschreitet.

Wenn ich mir die Zeit betrachte,
die ich auf Erden schon verbrachte,
so war's stets besser selbst zu tun,
als z'lassen die Begabung ruh'n.

In Büchern schwarz hab' ich gelesen,
daß es sei des Teufels Wesen,
auf ewig ist er zu verfluchen,
den Mensch mit Bösem zu versuchen.

Niemand war auf Erden gleich
Artisan, der Tugend reich,
alle Freund' die er gewonnen,
waren ihm stets wohlgesonnen,
wozu man meist nur ist bereit,
wenn er strebt nach Vollkommenheit,
deren Fehlen man für verwerflich hält,
so wie's den Götter wohl gefällt.

Wer noch dem Freund die Treue hält,
wenn er verlassen mußt' die Welt,
so weiß man fürderhin von diesem,
daß er sich als wahrer Freund erwiesen.

Mein Freund, der Recke war in hohem Maß
dem Teufel Grund zu stetem Haß,
denn zu seinem Ungemache
stritt er für die edle Sache.

Es war dereinst Joramies Streben,
die Welt den Angeln zu entheben;
so viel Macht hatt' sie im Leben, daß
niemand rettend Rat konnt' geben.

Die Götter aber schwiegen still,
keiner den Menschen helfen will.
Kummer, ach, und großes Leid
machten sich auf Erden breit.

Artisan und seine Mannen
ritten durch die Land zusammen:
Ork und Oger schlugen sie,
kamen wohl zur Ruhe nie.

Viele Jahre ging'n ins Land,
die man mit Schmerz und Leid verband.
Artisan in edlen Trachten
tat Teufel und auch Tod verachten.

Da rief die große Mutter dann
all' ihre Kinder zu sich heran:
"Die Schwester tut mir großes Leide,
um Welt und Menschheit weinet beide!"

Aber die Kinder sagten drauf:
"So ist halt der Erden Lauf.
Leid und Schmerz und all' ihr Klagen
müssen sie schon selbst ertragen.

Sie selber riefen große Mächte,
und ihr Zauber wahr nicht rechte.
Als heilg'e Lande war'n verlassen
dein' eine Tochter begann zu hassen."

Doch die große Mutter sprach:
"Die Männer, die mit Ungemach
ihre Lande einst umschlangen,
sind fürwahr zu weit gegangen.

Für diese üble Machenschaft
wurden sie alsbald dahingerafft.
Durch ihren Zauber, wie verkündigt,
haben sie sich selbst versündigt.

So gibt's keinen, wie er's auch flöchte,
der diesen Zauber noch vermöchte.
Ledig sind wir des Verdruß',
und Weisheit leite unser'n Entschluß."

Da die Mutter fuhr nicht fort,
ergriff nun Cuthebert das Wort:
"Wir sollten drunt auf Erden suchen,
und das Leben ihr verfluchen."

"Hiermit muß ich euch nun sagen,
wie ihr euch dorten sollt betragen:
All' ihr Trachten soll verblassen,
doch sollt ihr ihr das Leben lassen."

Fünfe begannen die Suche schon,
nur Schweiß und Tränen war'n ihr Lohn.
In ihre Höhle einzudringen
mocht' ihnen bisher noch nicht gelingen.

Finster war das Erdental,
Zaunkönig und Nachtigall
wollten wohl lassen ihr fröhlich's Singen,
niemand hört' ihr Lied erklingen.

Ein Gott, Diderion genannt,
ertrug 's Leide nicht, in Menschenland.
All' rief er hin zu Mutters Füßen,
um dort die Brüder zu begrüssen:

"Ein Schwert will ich schmieden, daß ihr's wißt,
einem Mensch zu geben, der würdig ist.
Sie sollen sich, an Notes Schwellen,
wider Gott und Teufel stellen."

Die and'ren Götter sahen nicht,
daß's Mensch'n an Macht nicht mehr gebrächt,
könnten sie erst das Eisen loben,
das durch Magie nun wurd' gewoben.

Himmlischer Art ward dieses Schwerte,
er nahme die Kraft von Mutter Erde,
und den and'ren Kindern schuf er in Nacht
ein Werkzeug wahrlich großer Macht.

Da war'n die Götter nun erwacht,
und sah'n mit Sorge, was gemacht,
Die weise große Mutter nun sprach:
"Was du gesagt hast, mußt du tun.

Gut's und Böses muß stets walten;
auf Erden sich in Waage halten.
Drum sollst noch schmieden andre Klingen
und auch sie zur Erde bringen."

Diderion das Schwerte nahm
und dann flink zur Erde kam,
suchte und fand bald einen Mann,
der sagte, daß er's führen kann.

Artisan ward er geheißen,
durch Ruhm sein Name schon tat gleissen.
Er nahm das Schwert, das ihm gegeben
und widmet' ihm sodann sein Leben.

Nun suchte er Joramies Hause
und fand auch endlich ihre Klause.
Er rief, sie kam und dann er schlug,
Freude er im Herzen trug.

Doch schlug sie den Recken, den behenden,
sein Leb' auf ewig zu beenden.
Da rief "Diderion!" er nur,
"hier liegt nun deine Kreatur!"

Da kam Diderion alsbald
und auch Cuthbert macht' nicht halt.
Auch die drei Brüder kamen behende,
sie trachteten nach ihrem Ende.

Sie sprach: "Artisan, freu dich nicht recht,
ich ewig wart' auf dein Geschlecht!
Verfluche dich und deine Mannen,
die Zeit wird treiben dich von dannen!"

Die Götter schlugen sie zurück
und alle Jahre war'n voll Glück;
da wurde nun der kühne Scherg'
König drob' auf Chendls Berg.